Karpaltunnelsyndrom

 

Was ist das Karpaltunnelsyndrom?

Beim Karpaltunnelsyndrom (CTS oder auch Brachialgia paraesthetica nocturna genannt) handelt es sich um das mit Abstand häufigste Kompressionssyndrom eines peripheren Nervens. Betroffen ist hierbei der sogenannte Medianusnerv (Nervus medianus), der im Karpaltunnel, einer tunnelartigen, fest umschlossenen Röhre am beugeseitigen Handgelenk, eingeengt wird.

 

Was ist die Ursache für ein Karpaltunnelsyndrom?

Die Einengung und Schädigung des Nervens kann entweder durch eine Druckzunahme im Karpaltunnel selbst verursacht werden oder durch Druck von außen. Wenn auch in mehr als der Hälfte der Fälle keine sichere Ursache gefunden werden kann, gibt es einige bekannte Faktoren, die dieses Engpass-Syndrom begünstigen, so zum Beispiel entzündliche oder rheumatische Erkrankungen (Sehnenscheidenentzündungen), hormonelle Veränderungen (Frauen in den Wechseljahren oder in der Schwangerschaft), Stoffwechselstörungen (Schilddrüsenfehlfunktion, Diabetes mellitus, Gicht usw.), Übergewicht oder ein anatomisch von Geburt an eng angelegter Karpaltunnel.

Eine Druckerhöhung im Karpaltunnel kann auch durch eine Verdickung des Retinaculum flexorum, des Bandes, das hohlhandwärts das Dach des Karpaltunnels bildet, verursacht werden oder auch durch ein Ganglion, einer gutartigen Geschwulstbildung. Andere Raumforderungen oder Tumore kommen eher seltener vor. Weitere Ursachen können eine vorausgegangene Verletzung am Handgelenk sein, beispielsweise ein Knochenbruch, unabhängig davon ob er in korrekter oder fehlerhafter Stellung verheilt ist, oder eine Arthrose am Handgelenk, diese evtl. auch als Spätfolge nach einer Verletzung.

 

Sind auch Sportler betroffen?

Auch Sportler können von einem Karpaltunnelsyndrom betroffen sein, insbesondere in Sportarten, wo die Hände zum Einsatz kommen, zum Beispiel beim Handball oder beim Basketball. Durch eine mechanische Überbeanspruchung können das Gewebe und die Strukturen (vor allem die Sehnen), die durch den Karpaltunnel verlaufen, sich entzünden und anschwellen, und somit zu einer Druckerhöhung im Karpaltunnel führen.

Auch Radsportler sind stark gefährdet, da das Handgelenk durch das Körpergewicht und die Lenkervibrationen sowie die geknickte Haltung stark belastet ist.

 

Welche Symptome treten auf?

Oft nachts oder bei Belastung auftretende Missempfindungen („Einschlafen der Hände“) und dann auch Schmerzen in der Hand sind typische Erstsymptome eines Karpaltunnelsyndroms. Bleibt eine frühzeitige Behandlung aus, können die sensiblen und motorischen Funktionseinschränkungen der Hand weiter zunehmen und sich mit Sensibilitätsverlust (Taubheit in den Fingern), Muskelschwund und Ungeschicklichkeit der Finger sowie einer Schwäche beim Greifen äußern.

 

Wie wird das Karpaltunnelsyndrom diagnostiziert?

In erster Linie erfolgt eine körperliche Untersuchung, in der auch spezielle Tests wichtige Hinweise geben und Differentialdiagnosen, zum Beispiel eine Problematik an der Halswirbelsäule oder am Ellenbogen abgegrenzt werden können. Durch eine Ultraschall- und Röntgenuntersuchung können in der Folge mögliche Ursachen nachgewiesen oder ausgeschlossen werden. Besteht der dringende Verdacht eines Karpaltunnelsyndroms, wird die Diagnose durch eine Nervenleitgeschwindigkeitsmessung (NLG Messung) gesichert.

 

Wie wird das Karpaltunnelsyndrom behandelt?

Um eine fortschreitende und dauerhafte Schädigung des Nervens zu vermeiden, sollten die ersten Symptome ernst genommen und es sollte baldmöglichst mit der Behandlung begonnen werden.

In leichteren Fällen kann mit dem Ziel einer Abschwellung und Entzündungshemmung eine konservative Therapie stattfinden, unter anderem mit einer (initial nur) nächtlichen Ruhigstellung in einer angepassten Schiene und ggf. auch einer medikamentösen Therapie.

Kommt es hierdurch zu keiner Beschwerdebesserung bzw. ist das Krankheitsbild schon fortgeschritten, kommt nach entsprechender Abwägung in letzter Instanz eine Operation in Betracht. Es handelt sich dabei um einen relativ schnellen und unproblematischen Eingriff, der üblicherweise in Regionalanästhesie (also unter lokaler Betäubung) durchgeführt wird.

Bei der meist offenen aber auch endoskopisch möglichen Operation wird das Karpalband, das Retinaculum flexorum, das den Karpaltunnel hohlhandwärts begrenzt, unter Schonung der anliegenden Gefäße und Nervenäste vorsichtig komplett durchtrennt und der Nerv von Verwachsungen gelöst. Hierdurch wird eine Druckentlastung im Karpaltunnel herbeigeführt und der bis dahin darin eingeengte Nerv kann sich mit der Zeit im besten Fall vollständig wieder erholen.

 

Dr. med. Simeon Geronikolakis