Soccer‘s ankle (Das "Fußballergelenk")
Beim „soccer‘s ankle“, im deutschsprachigen Raum auch „Fußballergelenk“ genannt, handelt es sich um eine nach langjähriger Belastung durch den Fußballsport entstandene weichteilig sowie knöchern bedingte Enge (Impingement) am vorderen Gelenkspalt des oberen Sprunggelenkes.
Entstehung
Durch die immer wiederkehrenden ruckartigen Zugbelastungen des vorderen Kapselbandapparates beim Spannschuss aber auch durch das Anschlagen des vorderen Sprungbeins an das vordere untere Schienbein („Nussknacker-Syndrom“) entstehen mikroskopisch nachweisbare Einblutungen, die über einer zunehmenden Verkalkung zur Ausbildung von knöchernen Ausziehungen, sogenannten Exophyten, führen.
Symptome
Die Fußballer mit einem symptomatischen soccer’s ankle berichten über Schmerzen am vorderen oberen Sprunggelenk, die vorwiegend bei sportlicher Belastung (insbesondere beim Schuss), auch manchmal begleitend mit einer Schwellneigung, auftreten. Es lassen sich zudem am vorderen Kapselbandapparat Druckpunkte lokalisieren und das Bewegungsausmaß des oberen Sprunggelenkes ist in der Bewegung nach oben im Seitenvergleich oft auffällig reduziert. Auch findet man häufig eine chronische Band(mikro)instabilität, die sogar dann als ein ursächlicher Hauptfaktor angesehen werden kann und meistens auf eine nicht komplett ausgeheilte Sprunggelenksverletzung in der Vorgeschichte zurückzuführen ist.
Bildgebung
Durch die Ultraschalluntersuchung können sich erste Hinweise auf einen soccer’s ankle ergeben und zur Sicherung der Diagnose ist die Anfertigung von Röntgenaufnahmen des oberen Sprunggelenkes unabdingbar. Vor einem Eingriff oder bei unklaren Beschwerden wird auch die Durchführung einer Kernspintomographie (MRT) als sinnvoll und notwendig erachtet, um so weitere evtl. vorliegende Zusatzbefunde festzustellen.
Therapieentscheidung
Sollte die konservative Therapie, die neben physiotherapeutischen Maßnahmen evtl. auch eine medikamentöse Therapie (orale Medikamente und Spritzenbehandlung) beinhalten kann, nicht zu einem zufriedenstellenden Erfolg führen, so ist die Indikation zur operativen Versorgung zu stellen. Eine vorausgehende Mindestdauer der konservativen Behandlung kann nicht definiert werden, da der OP-Zeitpunkt vor allem im Profifußball nicht nur abhängig vom Ausprägungsgrad des Krankheitsbildes, dem Leidensdruck, der sportlichen Einschränkung und den Befunden in der Bildgebung ist, sondern auch von weiteren Faktoren wie zum Beispiel dem Saisonzeitpunkt, dem Punktestand der Mannschaft sowie der Wichtigkeit anstehender Spiele und auch des Spielers selber. In dieser Entscheidung sollte somit neben dem Spieler und dem Mannschaftsarzt auch das Trainerteam involviert werden.
Die Operation
Kommt es zu einer Operation, so wird bei einem klassischen soccer’s ankle durch eine Spiegelung des oberen Sprunggelenkes die entzündete vordere Gelenkkapsel entfernt und die knöchernen Ausziehungen am vorderen Schien- und/oder Sprungbein abgetragen bis wieder die ursprünglichen Konturen hergestellt sind. Zusatzbefunde, die bereits in der präoperativen Diagnostik festgestellt oder auch erst bei der Operation vorgefunden wurden, können in gleicher Sitzung mitbehandelt werden.
Fallbeispiel:
Ein 31-jähriger Innenverteidiger eines Zweitligisten berichtete über seit mehreren Monaten bestehenden und im Verlauf zunehmenden belastungsabhängigen Schmerzen im vorderen Bereich des oberen Sprunggelenkes seines Schussbeines. In der Vorgeschichte wurde hier eine zweimalige Aussenbandverletzung angegeben, die aber jeweils ohne Folgeschäden oder einer bemerkbaren Restsymptomatik ausgeheilt sei. Die körperliche Untersuchung und die Bildgebung ergab die Diagnose eines soccer’s ankle mit zusätzlicher Mikroinstabilität. Es wurde eine konservative Therapie eingeleitet wodurch die aktuellen Beschwerden zwar nicht komplett beseitigt, aber soweit reduziert werden konnten, dass er am Mannschaftstraining und Spielbetrieb ohne große Einschränkungen wieder teilnehmen konnte. Aufgrund dessen und um die Risiken eines Eingriffes zu vermeiden, verzichtete der Spieler auf eine operative Versorgung, die, sollte die noch verbliebene Symptomatik doch störend oder gar einschränkend sein, zu einem günstigeren Saisonzeitpunkt geplant werden könnte.
Dr. med. Simeon Geronikolakis